Beim Campen, gerade wenn du frei stehen willst, ist Energie sparen angesagt.
Es geht nicht darum, dass du dich einschränken musst, sondern darum, bei der Wahl deiner elektrischen Geräte auf Effizienz zu achten
Schauen wir uns die üblichen Verbraucher/Geräte mal genauer an, bevor wir zur Berechnung des Energiebedarfs kommen:
Kühlschrank und Kühlbox
Es gibt im Grunde drei Arten der Kühlung, die ich hier kurz erklären möchte.
Absorber
Wenn er mit Strom betrieben wird, braucht er fast ein Drittel mehr Leistung wie Thermoelektrische oder Kompressoren.
Jedoch kann man die Absorber meistens mit Gas, 12V oder 230V betreiben.
Die Kühlung ist abhängig von der Umgebungstemperatur (bis zu max. 25°C) und geht nicht unter den Gefrierpunkt.
Mit Gas sind sie sehr energieeffizient, aber mit ca. 85 W bei 12V ist die Batterie ruckzuck leer.
Thermoelektrische
Diese werden auch Peltier-Kühlboxen genannt und sind am weitesten verbreitet.
Viele der einfachen Geräte für 80 bis 100 € werden einfach über den Zigarettenanzünder betrieben.
Sie kühlen meistens aber nur bis zu 15 – 20 Grad unter die Umgebungstemperatur herunter und gehen auch nicht unter den Gefrierpunkt.
Bei 40 Grad in Italien gibt es dann lauwarmen Wein und sie laufen fast permanent durch, mit einer Leistungsaufnahme von 45 Watt .
Kompressor
Eigentlich ist diese Technologie nichts anderes wie der Kühlschrank bei dir zu Hause.
Es lässt sich eine ziemlich genaue und konstante Temperatur einstellen (+10°C bis -22°C). Manche haben sogar ein Gefrierfach.
Der Verbrauch ist niedriger als bei den Thermoelektrischen oder den Absorbern.
Sie laufen nicht non-stop, sondern alle 10 bis 15 Minuten für ca. 1-2 Minuten bei 48 Watt Leistungsaufnahme.
Das ist die Technologie, die ich dir empfehle.
Den Energiebedarf mal zum Vergleich:
Absorber laufen zwar nicht permanent, aber doch recht lange (ca. 168 Ah / Tag)
Eine Thermoelektrische läuft 1.440 Min. pro Tag – also 24h (ca. 90 Ah / Tag)
Der Kompressor läuft maximal 150 Min. – also ca. 24 Ah / Tag
Die physikalischen Prinzipien werden bei Wikipedia ganz gut erklärt.
Bleibt noch die Frage, ob Kühlschrank oder Kühlbox.
Die Kühlbox hat für Energiesparer einen Vorteil.
Beim Kühlschrank geht viel kalte Luft verloren, wenn du eine seitliche Tür öffnest.
Bei einer Box, die du nach oben öffnest, ist es weniger, da kalte Luft schwerer als warme Luft ist und in der Box bleibt.
Licht
Das kennst du ja schon von deinem Haushalt: LED ist hier die Wahl.
Eine Lichtleiste für die Küche hat ca. 6 W. Ein LED-Spot um die 3 W.
Halogen wurde früher auch gerne verwendet, hat aber ca. 15 W bei einem Spot.
Heizung
Auch wenn die Heizung mit Gas oder Diesel/Benzin betrieben wird, braucht sie Strom.
Eine Luftheizung hat z.B. eine Leistungsaufnahme von minimal 10 W und maximal 29 W.
Die 10W kommen vom Lüfter, der während der gesamten Heizzeit läuft. Wenn sie zündet braucht sie etwas mehr.
Die Elektroheizung mit 500 bis 1000 W ist eher für den Betrieb mit Landstrom gedacht.
Wasser
Wenn du nur Kaltwasser haben möchtest, kannst du eine Tauchpumpe verwenden, die energietechnisch eigentlich keine Rolle spielt, da sie ja immer nur kurz läuft.
Wenn du Warmwasser haben möchtest, kommen noch ein paar Komponenten dazu.
Sinnvoll ist es, ein Drucksystem mit einer Druckpumpe zu verwenden. Sie springt beim Befüllen des Systems an und wenn du Wasser zapfst.
Du brauchst auch eine Heizung fürs Wasser. Das kann auch die Luftheizung von oben sein.
Oder ein Boiler z.B. von Truma, der mit 230V oder Gas betrieben werden.
Radio und TV
Wenn dir ein „normales“ Autoradio reicht, kommen ca. 20 bis 30 W zusammen.
Aber bitte nicht das Bordautoradio verwenden, denn das zieht die Starterbatterie leer.
Nimm also lieber ein zweites Radio.
Ein Fernseher mit eingebautem Receiver zieht so ca. 25 W.
Berechnung des Energiebedarfs
Und jetzt endlich zur Berechnung deines Energiebadarfs. Excel kann hier helfen 😉
Mach dir eine List der Geräte mit deinen Verbrauch nach folgendem Schema:
W (Leistung) x h (Zeit in Stunden) = Wh (Leistung pro Stunde)
Die Summe sagt dir wieviel Leistung du für all diese Geräte an einem Tag brauchst.
Als Beispiel:
Gerät | Anzahl | Leistung(W) | Zeit | Wh |
Lampen Spot | 4 | 3 | 4 | 48 |
Lichtleiste Küche | 1 | 6 | 2 | 12 |
Kühlschrank* | 1 | 45 | 3 | 135 |
Autoradio | 1 | 25 | 5 | 125 |
Lüfter Dachluke | 1 | 36 | 4 | 144 |
Summe | 464 |
Daraus ergibt sich hier 464 Wh. Ich runde auf, und rechne jetzt mal mit 500 Wh weiter.
Wie groß muss nun die Versorgerbatterie sein?
Ganz einfach:
Wh (Wattstunden) / 12 V (Voltzahl der Batterie) = Ah (Strom pro Stunde die deine Batterie liefern kann)
500 Wh / 12 V = 41,66666….Ah
Eine Batterie sollte aber NIE komplett entleert werden, da sie das nicht lange überlebt.
Hier sollte noch mit dem Faktor 2 gerechnet und auch eine Reserve bedacht werden.
Macht 84 Ah also nehmen wir zur Sicherheit 100 Ah.
Welche Technologie für die Batterie?
Nassbatterien sind die preiswertesten mit einer eher kurzen Lebensdauer.
Hauptproblem ist das Gasen, bei dem Knallgas entsteht, das zu Explosionen führen kann.
Die Entladetiefe von max 50% und die wenigen Ladezyklen machen diese Art unattraktiv.
Gelbatterien sind da schon besser und ein guter Kompromiss, da sie auch mal eine Entladung von 60% und mehr Ladezyklen vertragen. Es ist aber ein spezielles Ladegerät notwendig und sie haben ein hohes Gewicht.
AGM-Batterien sind eine Kombination von Nass und Gelbatterien mit noch mehr möglichen Ladezyklen.
Da das Elektrolyt fest ist, können sie auch andere Einbaulagen verkraften (liegend oder stehend).
Auch sind sie weniger empfindlich gegen Tiefenentladung (bis zu 70%) als Nass- oder Gelbatterien und besitzen eine geringe Selbstentladung. Sie sind zwar teurer als Gelbatterien, aber eine gute Wahl.
Lithium-Ionen oder LiFePo4 sind aus Laptop und Smartphone bekannt und sozusagen Highend.
Sie besitzen alle Eigenschaften, die du dir im Camper wünscht:
Klein und leicht, wartungsfrei, problemlose Tiefenentladung möglich (bis zu 90%), keine Selbstentladung
und schnelles Aufladen.
Allerdings sind sie nicht gerade preiswert (ca. 800 € für 100 Ah).
Wenn du viel freistehst machen sie sich aber bezahlt.
Und wie werden die Batterie geladen?
Lichtmaschine
Sie lädt sowohl die Starterbatterie als auch die Versorgungsbatterie während der Fahrt.
Zu empfehlen ist hier immer, einen Ladebooster zu verwenden. Früher wurde gerne ein Trennrelais verwendet, damit die Starterbatterie nicht entladen wird und du am nächsten Morgen noch den Van starten kannst. Dazu wird an der Lichtmaschine der Anschluss D+ verwendet, der eine Spannung liefert wenn die Lichtmaschine läuft.
Größter Nachteil des Trennrelais ist, dass nur gleiche Batterietypen mit gleicher Ah-Zahl verwendet werden können. Auch werden die Batterien nur langsam geladen und moderne Fahrzeuge haben kein D+ mehr.
Der Ladebooster löst genau hier das Problem. Er erkennt, dass die Lichtmaschine läuft und sorgt als normaler Verbraucher für das optimale Laden der Batterien in recht kurzer Zeit.
Landstrom
Fast alle Wohnmobile laden die Aufbaubatterien automatisch auf, wenn Landstrom angeschlossen wird.
Es ist die einfachste und auch preiswerteste Lösungen und sollte nicht fehlen.
Aber Achtung: Du hast dann 230V im Camper und musst hierfür einige Vorschriften beachten.
Z.B. brauchst du einen FI-Schutzschalter mit Sicherungsautomat und eine getrennte Verlegung von 12 V und 230 V Leitungen. Auch sind nur flexible Leitungen zugelassen.
Stromgenerator
Sie sind leider laut und nervig für Nachbarn und einen selbst.
Die kleineren Aggregate sind als Benziner schon für 200 € zu haben. Der Verbrauch liegt bei ca. 1 Liter/Stunde. Du musst also zum Generator auch noch den Treibstoff mitführen.
Es sollte aber ein Stromerzeuger mit Inverter sein.
Mit dem Inverter-Generator kann auch sensible Elektronik wie z.B. Notebooks betrieben werden.
Er arbeitet mit variablen Motordrehzahlen und erzeugt eine Dauerleistung mit optimaler Spannung und Frequenz. Spannungsschwankungen können damit ausgeschaltet und ein sauberer Sinus erzeugt werden.
Der saubere oder reine Sinus entspricht dem Strom aus der Steckdose von zu Hause schon eher.
Wir haben diese Möglichkeit viele Jahre für Festivals genutzt und z.B. für 5 Tage Wacken Open Air so 15 Liter verbraucht. Auch fiel da unser Aggregat neben den tausend anderen nicht auf.
Sonne
Solaranlage auf dem Dach, dazu Laderegler und Kabel, und schon wird die Batterie geladen, sobald die Sonne scheint.
Ja es ist die sauberste Lösung deinen Energiebedarf zu decken, aber auch die aufwändigste und teuerste (zumindest in der Anschaffung).
Es gibt verschiedene Hersteller, die Komplettanlagen anbieten, bei denen mir persönlich die Zusammenstellung nicht immer gefällt und die Preise variieren sehr.
Du kennst deinen Energiebedarf und die benötigte Batteriekapazität aus der vorherigen Berechnung, die du jetzt für die Dimensionierung deiner Solaranlage verwendest.
In Deutschland wird die Leistung (Watt-Peak-Wert) einer Solarzelle mit durchschnittlich 4 Stunden Sonne pro Tag gerechnet.
Wie gesagt: Durchschnitt. Im Winter liegst du drunter und im Sommer eventuell weit darüber.
Ah (Amperestunden die geladen werden sollen) * 12 V (Batteriespannung) = Wh (Wattstunden)
Rechen wir mal mit ca. 50 Ah:
50 Ah * 12 V = 600 Wh
Jetzt das Ergebnis noch durch die 4 Stunden Sonne pro Tag teilen und wir haben 150 W.
Du brauchst also mindestens eine 150-Watt Solaranlage. Besser sind 200 Watt da die 4 Stunden ja ein durchschnittlicher Wert sind und es auch mal bewölkt sein kann.
Zusammengefasst benötigst du bei 500 Wh:
- Ladebooster
- Solarregler
- Ladegerät 230 V / 12 V
- eine 100 Ah Batterie
- 150 W Solarpanel
Jetzt noch die passende Anlage finden kostet ein wenig Zeit und Recherche.
Ich habe meine Anlage selbst aus Einzelkomponenten zusammengestellt und war sogar billiger als die Komplettanlagen. Eine noch ausführlichere Beschreibung zu Solaranlagen folgt noch, in der ich weiter ins Detail gehen werde, welches Panel und welche Komponenten am besten zu einander passen.
Meine Leistung
Ich stehe dir bei der kompletten Planung deines Projekts zur Seite und kläre mit dir all deine Fragen.
Auch Teile der Planung, speziell der Elektrik, übernehme ich gerne.
Solltest du Fragen oder Anfragen haben, schreib einfach eine Mail oder nutze das Kontaktformular.